In Memoriam Fred Kiener †
Seine Exkursionen in Sachen Modellbau werden uns sehr fehlen. Wir werden ihn mit einer Serie von Rückblicken die letzte Ehre erweisen.
Zu allererst ein Wort der Vorsicht:
wer so etwas nachmachen möchte, dem rufe ich gleich von Anfang an zu: macht es mit Bedacht und Ruhe und lasst Vorsicht walten! Kleidet euch am besten mit einem Arztkittel ein, so wie ich es gemacht hatte.
Der Grund dafür ist die Chemie, die Verwendung findet. Meine Erfahrung dabei war, dass einige Spritzer ausreichen um Löcher in der Kleidung zu bekommen.
Die notwendige Chemie und deren Beschaffung / sprich Einkauf
Als ich damals meine ersten Versuche gestartet habe, gab es noch keine EU mit den heutigen sehr strengen und berechtigten Vorschriften. Auch waren bei uns in der Schweiz die Vorschriften ganz anders als in den heutigen EU-Ländern. Bei uns galt das Giftgesetz und man benötigte einen Giftschein, und den bekam nur, wer nachweisen konnte, dass die Chemie nicht für den Privatgebrauch ist. Was von meinem Beruf her für mich kein Thema war.
Keine Bastelei für Kinder – das möchte ich hier ganz speziell erwähnen.
Wer das Wikipedia liest, wird sich bestätigt sehen, dass ich alles, aber wirklich alles falsch gemacht habe, aber das Ergebnis alleine zählt für mich.
Und es gab einen Zwischenfall / Unfall mit Folgen für mein späteres Dach.
An einer Modellbau Ausstellung kaufte ich mir eine grössere Flasche Sekundenkleber. Gut zu wissen, dass dieser im Kühlfach gelagert werden kann. Nur, was ich nicht wusste und es auch nicht sichtbar war, da ein Klebeetikett die Flasche einseitig bedeckte, dass dieser aus zwei Bestandteilen zusammengesetzt war und genau diese Stelle auseinander brach beim ersten Gebrauch.
Vorversuche mit div. Säuren und Wässerli
Als echter Modellbauer hat man oft Ideen, die entweder was taugen oder im Eimer landen. Mein Wunsch war, ein Hausdach der besonderen Art hinzukriegen mit allerlei Planen, Hölzern und Blechen. Hatte ich doch solches in der Realität auf meinen Colorado / Nevada Reisen gesehen. Leider war‘s nicht zugänglich zum Bilder machen von oben her. Aber dafür im Kopf gespeichert. Unzählige Versuche hat es gebraucht mit z.B. ätzende Säure für die Herstellung für Printplatten-Druck. War nur bedingt geeignet für dünne Kupferschichten, aber für Neusilber, Alu und Messing total ungeeignet, da im allerbesten Falle etwas gebräuntes Messing das Ergebnis war. Weiterer Versuch mit Alu Wellblech von PEWI mittels Ameisensäure und Kochsalz brachte auch nichts Gescheites hervor. Auch Salzsäure auf Messing Wellblech blieb fast ohne Spuren, obschon es tagelang benässt wurde mit dem Zeug. Das gleiche gilt auch für reine Essigsäure. Wobei bei allen Versuchen ganz speziell auf Spritzer geachtet werden sollte. Und überhaupt für solches Tun auch immer eine Schutzbrille und Handschuhe tragen.
Was nun?
Es müsste doch irgendetwas geben, das punktet und auch Löcher ins Material wie Blech oder Messing macht oder frisst. Aber was? PEWI, mein bester Freund Architekturmodellbauer und Profi, bat ich um Rat. Seiner Meinung nach müsste ich mit dünnerem Blech arbeiten. Gesagt, getan. Old Pullman hatte nun genau das richtige Blech, nämlich das jene von Campbell Scale Models. Zwar ist das nur in H0 erhältlich aber dafür dünnes Well-Blech (Alu Blech), und er hatte er noch andere Marken in Spur 0 am Lager. Allesamt ganz dünnes Blech, was ich ja suchte. Ab nach Hause in den Keller, eine Schale und einige kleine Stücke Blech dazu. Dazu etwas, was man kaum für möglich hält: Rohrreiniger von Sanitär. Hiervon werden wohl in den diversen Ländern unterschiedliche Marken zu kaufen sein, deshalb kann ich keine Produkte nennen und Schleichwerbung mache.
Und siehe da, am Morgen danach suchte ich vergebens meine kleinen Alu-Blechstücke in der Schale. Dafür aber war ein grauer Brei gut sichtbar als zähe Masse vorhanden. So, ich wurde leicht nervös ob dem Ergebnis. Es schien, als sei ich auf dem richtigen Wege.
Ein weiterer Versuch bestätigte das. Mit einem alten Borstenpinsel aufs Blech tupfen und einfach warten was rauskommt. Grosses Staunen und Freude herrschte, es war der richtige Weg zu Löchern im Käse und noch mehr.
Für alle die nun denken, was das sollte mit dem Sekundenkleber und dem Loch in der Schürze: Damals hatte ich sicher zu wenig Geschäftssinn, sonst nämlich wäre ich heute Selfmade Millionär mit Löcher ins Blech machen und verkaufen. Doch passt unbedingt auf, wenn ihr mit Chemie herumhantiert! Irgendwo muss man ja anfangen mit probieren und versuchen. Eines ist bewiesen. Auch (Zweikomponenten-) Sekundenkleber kann Löcher machen und nicht nur kleben.
HINWEIS: Weder der Autor, Redakteur, Druckverlag, noch der Verein ARGE Schmalspur
übernehmen KEINE Haftung bei etwaigen Unfällen bei solchen Modellbau Versuchen.
Das Haus und sein Dach
Jedes Mal, wenn ich nach Denver kam, war der erste Gang am Morgen (auch Sonntag war’s möglich) zum CABOOSE HOBBYS, ein Laden der Superlative. Mit Einkaufswagen wie im Supermarkt. Immer auf der Suche nach Thomas York ein Freund der besonderen Art halt. Kein Mensch übrigens, nein, ein Modellbau Kit für Häuser und alles aus Gips. Besonders geeignet, damit Amerika zu bereisen. Na ja ich wurde wieder mal fündig, sehr seltene Modellbaukästen halt, aber ganz erste Sahne. Genau was ich gesucht habe, ein Kit für eine alte kleine Lagerhalle oder Schuppen. Der Zusammenbau ist das einfachste der Welt, Gips Wände, Holz für Vorbau und das Dach. Mittels Weiss Leim zu machen. Mein Bau Ziel war damals, ein Haus zu bauen, das sehr wohl im Western Look daherkommen soll aber auch Spuren von Veralterung (Unterschied zu Verwittern) vorzuweisen hat. So z.B. die Werbeaufschrift oben auf der Stirnseite. Ist übrigens kein Decal, nein, Reklame aus einem Modellbahn Heft. Papier ausschneiden, ins Wasser mit einem Tropfen Essig einweichen und die Rückseite des Papiers wegreiben bis es dünn und fast nur noch aus Druckerschwärze besteht. Anschliessend das Ganze in Leimwasser geben und einziehen lassen und vorsichtig an der Wand anbringen und ganz vorsichtig mit Watte betupfen bis es Blasenfrei aufliegt.
Vorgängig das ganze Haus mittels Aquarell Farbe mit dem Pinsel bemalen. Das Dach, ganz normaler Dachstuhl-Bau wie beim Vorbild halt auch. Darüber kommen nun die bearbeiteten Bleche und Planen. Die Plane selber ist aus Papiertaschentüchern und mittels Farbreste aus dem Pinsel Reinigungs-Glas eingefärbt. Ein Mix aus allen erdenklichen Farben halt. Alle Bleche wurden nach dem Aufleimen mit Devcon–Epoxy 5 Minuten wiederum mit dem Pinsel beidseitig innen und aussen bemalt. Das darum, weil so evtl. Leimspuren noch nachgearbeitet werden können. Das ganze Dach ist abnehmbar gebaut.
So liebe Freunde, nach einem langen Hobby Tag und aktuelle gewesenem Hochwasser und immer noch Virus belastet ein guter Schluck ganz Kühles Weissbier und einer feinen Brezel.
Häppi Modell Railroading
Fred Kiener