F-Scale Project    Dual Gauge   « Antonito Colorado »    Teil 3 

 

Den dritten Teil meiner Artikelserie über die Denver & Riogrande Railroad, D&RGW im Süden von Colorado in den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts, will ich einer der Protagonistinnen der Eisenbahn widmen. Der 3-Fuss-Schmalspur Lokomotive K-27 mit der Road-No. 463.

Die D&RGW No. 463 der Baureihe K-27, eine 2-8-2 «Mikado» wurde 1903 von den Baldwin Locomotiv Works gebaut. Fünfzehn Stück dieser mächtigen Schmalspurlokomotiven wurden insgesamt von Rio Grande bestellt und nach Colorado ausgeliefert. Zusammen mit den anderen Lokomotiven der K-Reihe kann man wohl sagen, dass diese Steam Engines zu den grössten und stärksten Lokomotiven gehörten, die weltweit auf Schmalspurgleisen verkehrten, bzw. noch immer verkehren.

Da sich mein Modelleisenbahn-Hobby seit Jahrzehnten um die amerikanische Normalspur, die Mainline dreht, besass ich bis anhin kein Schmalspur-Modell im Massstab 1:20,3, in Fn3 Scale. Wie aus dem ersten und zweiten Teil meiner Artikelserie über «Dual Gauge Antonito CO» zu entnehmen ist, baue ich die Modulanlage konsequent in 1:20,3. Nun konnte ich vor rund einem halben Jahr ein seltenes Messingmodell der Rio Grande K-27 463 in diesem Massstab erwerben. Inzwischen wurde das wunderschöne Modell von Däppen-Sound perfekt digitalisiert, mit einem wirklich absolut vorbildgetreuem Sound- und Funktionsprojekt. Auf meinem youtube Kanal «moosecreek 111» sind einige Filmaufnahmen meiner K-27 zu sehen.

 

Das Modell «aus der Schachtel». So präsentierte sich das Original wohl nur bei der Auslieferung bei den Baldwin Locomotiv Works im Jahre 1903.

Auch durch massive Reinigung nach jahrelangem Betrieb, hätte die Lok kaum so ausgesehen.

Zwecks Vorbildgetreue bleibt somit nur die Alterung, das Weathering!

Nun folgt also das Altern (Weathering) der Lok. Bei einem solch wertvollen Messingmodell hat man doch gewisse Hemmungen, die Spritzpistole in die Hand zu nehmen. Da habe ich natürlich schon den Anspruch auf einigermassen Perfektion und Vorbildgetreue. Mit der Vorbildgetreue ist das aber so eine Sache. Die K-27 463 existiert ja bereits seit rund 120 Jahren und man kann es kaum fassen: diese Steam Engine läuft nach wie vor auf der 3 Fuss Narrow Gauge Strecke über den Cumbres Pass bei der Cumbres&Toltec Scenic Railroad. Bis 1955 verkehrte die 463 für Rio Grande auf dem gesamten Narrow Gauge Streckennetz in Colorado und New Mexico. Ab Werk hatten diese Steam Engines eine silbrige Front. Im Laufe der Jahrzehnte und wohl mangels äusserlichem Unterhalt, verschwand die silbrige Front nach und nach unter einer schwarzen Öl- und Russschicht. 1955 zog D&RGW die Lok aus dem Verkehr und verkaufte sie an den Schauspieler Gene Autry. Dieser stellte die 463 in Kalifornien ab, und verschenkte sie später an die Municipality Antonito in Colorado. 1994 sodann wurde die Lok von der C&TSR übernommen, restauriert und wieder fahrtüchtig gemacht.
Die Zeitepoche, in der ich mein Modulbauprojekt „Dual Gauge Antonito CO“ ansiedle, liegt in den fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts. Somit stellt sich mir die Frage betreffend Weathering, wie sah die K-27 463 damals aus, in den letzten Jahren des Betriebes bei Rio Grande? Wenn man davon ausgeht, dass Gene Autry die Lok nicht gross „gepflegt“ hat und man das nachfolgende Bild anschaut, welches die 463 bei der C&TSR zeigt, als sie wieder betriebsfähig gemacht wurde, kann man davon ausgehen, dass sich das Outfit 1955 bei Rio Grande in etwa so wie auf dem nachfolgenden Bild darstellte.

So ist mir die Lok jedoch für mein Messingmodell zu stark verschmutzt. Ich habe mich für eine „abgeschwächte“ Weathering-Variante entschlossen. Auf jeden Fall will ich jedoch auch die Details des Modell farblich dem Original anpassen. Dazu gehören die silbrigen Handrails (Haltestangen) und die silbrigen Deckel der Achslager, etc., die ich als ersten Schritt schon gemalt habe (siehe Bild). Ebenfalls müssen die blanken Spurkränze rostig gemalt werden. Diese werden anschliessend mit Grimmy-Black leicht überspritzt. (Grimmy-Black = Mattschwarz aufgehellt mit einem Ton Rostbraun)

Als nächster Schritt wird das Modell mit Mattschwarz leicht überspritzt, damit die glänzende „aus der Schachtel“-Farbe verschwindet. Anschliessend folgen die unregelmässigen Kalkspuren und das leichte Rostbraun, im Bereich des Antriebes und des Kamin. So sieht das Modell aus, wenn die ersten zwei Spritz-Schichten appliziert sind. Zuerst ein aufgehelltes Schwarz (Grau) und dann unregelmässig, vorallem in der Aufsicht oben und Kamin tiefschwarz darüber spritzen.

Man beachte: die Gestänge, Glocke, Schilder, Pfeifen, Ventile, etc. sind noch abgedeckt (maskiert). Diese Abdeckung wird für den nächsten Schritt entfernt.

Bis jetzt habe ich nicht erwähnt, dass ich alle Spritzarbeiten mit zwei Airbrush-Pistolen ausführe. Grössere Flächen mit der Pistole, die eine 0.5 mm Nadel hat, Details mit derjenigen mit einer 0.2 mm Nadel. Und vorallem . . . ich verwende praktisch ausschliesslich lösungsmittelhaltige Matt-Farben. PU Haft-Vorlack LH-260 von Knuchel Farben. Schwarz RAL 9005, Rost NCS 6020-Y10R. Dazu Weiss, ebenfalls matt. Mit diesen drei Farben mische ich jeden benötigten Farbton für die Alterung.

Spezielle Details können nachträglich mit Acryl-Farben noch gespritzt oder gemalt werden. Dazu habe ich ein ganzes Sortiment der Railroad Colors von Badger (kleine Döschen).

Am Schluss überspritze ich das Modell relativ fein mit matten Klarlack, damit weniger «Fingerspuren» auf der Lok verewigt werden. Dies ist bei Gebrauch von reinen Mattfarben immer eine Gefahr. Als Mattlack empfehle ich Acrylic Varnish Matt 49 der Firma Humbrol.

 

Das Weathering solch grosser Modelle bietet schon einige Herausforderungen. Grundsätzlich sollte man besser mit mehreren Spray-Steps vorgehen. Wie oben schon erwähnt, sind an einem neuen Modell gewisse Bauteile vorgängig, bevor man mit dem Airbrush beginnt, mit dem Pinsel anzumalen. Dazu gehören die Räder, die bei jeder Originallok nach kurzem Betrieb rostig aussehen. Nur kurz nach einer Radsatz-Revision ist der Kranz aussen vom Abdrehen blank. Nach kurzer Zeit ist auch der rostig. Wobei bei Steam Engines zu beachten ist, dass die Räder während des Betriebes durch die Schmierung und den Russ wieder einen schwarzen Touch bekommen.

Eine heikle Sache ist das Anbringen von Kalkspuren, zum Beispiel im Bereich der Dampfpeife und der Überdruckventile. Ich versuche diese weissen bis hellgrauen Spuren jeweils mit einem Pinsel aufzutragen, und die Farbe sofort mit dem Finger oder einem Lappen zu verwischen. Da muss man einfach ein wenig versuchen. Wenn’s nicht passt, halt nochmals mit Schwarz-Braun überspritzen.

 

Nachstehend ein paar Bilder der fertig gealterten K-27 auf meiner Innenanlage. Leider kann ich mit der «grossen» Dampflok auf meiner Anlage kaum fahren, da diese Innenanlage im Massstab 1:29 gebaut wurde. Auf dieser Anlage fahre ich normalerweise mit meinen amerikanischen Dieselloks und der, im Originalvergleich zu der K-27 viel grösseren Main Line Mallet-Dampflokomotive in der Achsfolge 2-8-8-2, die von mir auch gealtert wurde (ein Bild dieser Lok, ganz am Schluss).

 

 

Oktober 2023   –   Urs Weibel   –   US G-Scale Friends Switzerland

Website: www.moosecreek.ch