Geländebau in Spur G - Teil 2
Im ersten Teil hatte ich mich mehrheitlich dem Rohbau von Gelände auf Innenanlagen gewidmet. Es besteht natürlich ein grosser Unterschied beim Modellieren einer Spur-G Anlage zwischen einem Indoor-Layout und einer klassischen Gartenbahn (outdoor). Eventuell ist im ersten Teil nicht ganz rübergekommen, dass es hier in diesem Blog um Innenanlagen geht. Grundsätzlich haben Innenanlagen den Vorteil, dass nichts der Witterung ausgesetzt ist. Jeder Gartenbahner kann ein Klagelied davon singen, wie stark das Wetter und die Flora seine Anlage «angreift». Nach der Wintersaison sind meistens viele Stunden angesagt, die Gleise von Blättern, Gras und Ästen zu befreien. Die schöne Beschotterung ist ausgewaschen, das Tunnelportal eingedrückt, usw. Ein «Gelände» vorbild- und massstabgetreu zu modellieren ist draussen recht schwierig.
Auf einer Innenanlage jedoch kann man beim Geländebau eine hohe Vorbild- und Detailgetreue erreichen. Dies gilt natürlich mehr oder weniger für alle Massstäbe von Z bis IIm. Im obenstehenden Bild ist ein Tunnelportal aus Holzprofilen zu erkennen, das Gelände darüber in verschiedenen Bauphasen. Eine solch detaillierte Felsstruktur ist auf einer Gartenbahnanlage draussen wohl kaum zu schaffen.
Wie bereits im ersten Teil erwähnt, modelliere ich Felsen mit Hilfe von Gummiformen, die ich mit dem Zementmörtel fülle. Diese Gummiformen sind im Handel erhältlich. Dabei ist der Massstab eigentlich unwesentlich. Die Strukturen passen ab H0. Ich erstelle mit Hilfe der Formen eine rechte Anzahl «Felsrohlinge» und pflastere sie dann in das Gelände ein, dass ich vorher über dem Drahtgitter bereits mit einer rechten Menge Zementmörtel vorbereitet habe. Noch in den nassen Zement streue ich dann Sand und gebrochenen Kies in unterschiedlicher Kornstärke. Auch ganze Felsbrocken (Steine) werden verteilt oder eingemörtelt. Geröllhalden können so vorbildgetreu modelliert werden, solange der Zement noch nicht abgebunden hat. Vorteil: das Geröllmaterial hält schon mal im Gefälle. Anschliessend kann man weiteres Steinmaterial mit Wasser-Weissleimgemisch fixieren. Und schlussendlich dann auch Bäume, Gebüsch, Gras, trockene Äste, usw., platzieren. Am besten sucht man sich als Vorlage, ein Bild von einem Gelände in Natura. Nachstehend der Tunneleingang des Hermosa Tunnel am Sherman Hill, Wyoming. Man beachte, wie wenig diese Landschaft bewachsen ist. Typisch für die höher gelegenen Gegenden im Westen des amerikanischen Kontinents.
Ich möchte nochmals darauf hinweisen, dass mit Rundkies, zB. 4 – 6 mm Kornstärke, meiner Meinung nach kein vorbildgetreues Gelände erschaffen werden kann. Ich verwende nur gebrochene Steine und Kies, welche ich in der Natur sammle.
Kommen wir zur «Bepflanzung». Da bediene ich mich hauptsächlich an künstlichen Bäumen, Büschen, Beflockungsmaterial und Grasimitationen aus dem Fachhandel. Die Firma Heki aus Deutschland beispielweise führt Büsche und Bäume in recht grossen Packungen. Oder das vielfältige Sortiment von Woodland Scenic.
All dieses Material ist nicht explizit für Spur G. Eignet sich aber meiner Meinung nach tip top auch für unseren grossen Massstab. Grasbüschel in Spur 0 beispielsweise sind problemlos auch im Massstab 1:29 bis 1:20,5 zu verwenden. Bei den Bäumen sieht die Sache jedoch mehrheitlich anders aus. Da bleibt für «ausgewachsene» Bäume nur der Kauf im Fachhandel oder die Selbstbauweise. Leider kostet zB. eine 50 cm hohe Tanne schon mal einiges über Fr. 100.-. Und schöne, vorbildgetreue Bäume selber herstellen ist eine Menge Arbeit. Für einen Wald dürfte man viele Stunden aufwenden. Ich habe bisher noch keine selber hergestellt. Einige Lärchen hat mir mein Railroad-Kamerad Fred Kiener gemacht (linkes Bild). Die restlichen Tannen und die Birke auf meiner Innenanlage sind gekauft (rechtes Bild).
Mit der Begrünung gehe ich sparsam um, vorallem eben aufgrund des Vorbildes der Gegenden in den höheren Rocky Mountains. Man könnte da zB. längere Gräser mit grossem Zeitaufwand aufrecht anbringen, mit Weissleim fixiert. Wäre sehr vorbildgetreu, aber halt Sisyphusarbeit. Meiner Meinung nach, sieht auch eine «Beflockung» mit verschiedenartigem Material sehr gut aus. Vorallem, wenn man solche Heki-Büsche reinpflanzt.
Noch ein Trick zum Modellieren von Naturstrassen und -Plätzen. Ich habe da so einen Modelltraktor von SIKU, mit groben Stollenpneu. Zuerst verteile ich auf dem Kiesplatz feinen Sand. Sodann tränke ich den Sand mit Wasser-Weissleim Gemisch. Anschliessend fahre ich mit dem Traktor richtige Fahrspuren in den Sand. Wenn das Ganze abgetrocknet ist, halten die Spuren für ewig.
Auf dem vorstehenden Bild ist auch zu erkennen, wie man mit einfachen Mitteln (alte Wagen- und Lokteile, usw.), einen kleinen Junkyard gestalten kann. Zu empfehlen ist aber, die Teile vor dem Verteilen mit matten Braun- und grauen Farben zu spritzen. Und natürlich mit Rostfarbe.
Auf dem letzten Bild kann man erkennen, wie ein Abstellgleis quasi im Sand verläuft. Der Schotter für die Gleise kaufe ich in der Landi. Im Winterhalbjahr führt dieser Bau und Hobbymarkt, 4 mm Split in 5 Kg Säcken. Für mich der ideale und vorbildgetreue Schotter für die Spur G. Ich will hier nochmals betonen, dass ich auf den ebenen Flächen meiner Indoor-Anlage das Geländematerial und eben auch den Gleisschotter nicht mit Wasser-Weissleimgemisch befestigt habe. Alles Material ist lose verteilt. Das erspart eine Menge Arbeit. Und vorallem: beim Gleisschotter kann ich so wirklich auf eine Art wie beim Original den Schotter krampen. Das Gleisbett sieht so viel vorbildgetreuer aus. Zum Schluss noch ein Tipp zum Gleisbett: verteilt den Schotter grosszügig. Auch in der Breite: vorallem die US Bahngesellschaften verwenden bei neueren Gleisen breite Schotterbette. Die haben ja auch meistens genügend Platz.
Mai 2020 – Urs Weibel